Stolpersteine für Familie Hartmann
Hans Hartmann (geboren: 19. Dezember 1888 in Chemnitz, verstorben 5. Februar 1940 im KZ Dachau)
Regina Hartmann, geborene Flieg (geboren: 28. April 1892 in Schrimm/Provinz Posen,  verschollen seit 1942)


Hans Hartmann wurde in Chemnitz als Sohn des Kaufmannes Arnold Hartmann und dessen Frau Flora Hartmann (geb. Fuchs) geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität in Leipzig.
1918 ließ er sich als selbstständiger Rechtsanwalt in der Klosterstraße 12 nieder. Seit März 1931 war er außerdem zugelassener Notar.
Mit seiner Frau Regina lebte er zunächst in der Kanzlerstraße 1, dann in der Hübschmannstraße 26. Sie hatten zwei Söhne, Walter (*17.10.1922) und Horst Henry (*08.03.1926).
Mit zwei weiteren Kollegen stellte Hans Hartmann seine Kompetenzen immer mehr in die Dienste der Chemnitzer Juden, die jüdischen Fabrikanten und Kaufleute. In den 1930er Jahren gehörte er auch dem Aufsichtsrat der Firma B. Eisenberg & Sohn AG an.  Hans Harmann wurde wiederholt in den Vorstand der Chemnitzer jüdischen Gemeinde gewählt. Er engagierte sich ferner in den zahlreichen, nicht nur jüdischen Vereinen und Hilfsorganisationen der Stadt. 1923 war er Vizepräsident der Saxiona-Loge und 1925/26 hatte er das Ehrenamt des Präsidenten inne. 1930 wurde er zum Vorsitzenden der Chemnitzer Ortsgruppe CV gewählt.

Die Diskriminierung der Familie Hartmann begann mit der NS-Machtergreifund 1933. Sowurde Hans Hartmann 1935 das Notariat entzogen, mit dem 30. Oktober 1938 verlor er seine Zulassung als Rechtsanwalt. Bis zum 31. Dezember 1938 wurde er befristet als „jüdischer Konsulent“ zugelassen. So konnte er zumindest noch im Auftrag des Chemnitzer Amtsgerichts als Nachlasspfleger tätig sein. Während der Reichspogromnacht vom 9. Auf den 10. November 1938 wurde Hans Hartmann verhaftet und bis 1939 nach Buchwald gebracht.  Als er auch nicht mehr als „jüdischer Konsulent“ tätig sein durfte, verstärkte er seine Bemühungen, das Land zu verlassen. Standen zuerst die USA und Brasilien auf der Ausreiseliste, so waren es später Schanghai oder Haiti. Aber ihr Vorhaben scheiterte, sie mussten ihr Zuhause aufgeben und in das „Judenhaus“ Katharinenstraße 2 umziehen. Im März 1939 war Hans zum Vorstand der Chemnitzer Israelitischen Religionsgemeinde gewählt worden. Somit gehörte er auch automatisch zur Leitung der jüdischen Kultusvereinigung „Israelitische Religionsgemeinde zu Chemnitz“ e.V., die ein halbes Jahr später zwangsweise errichtet worden war. Dadurch konnte er sich bis zu seinem Ausscheiden im Januar 1940 noch um die Belange der Chemnitzer Juden kümmern.
Dann wurde das Ehepaar Hartmann in einem weiteren „Judenhaus“ in der Brauhausstraße 1 einquartiert. Dort lebten auch die Schwestern. von Hans Hartmann.  Anfang 1940 wurde er wieder verhaftet und vermutlich nach Sachsenhausen verschleppt, von dort nach Dachau. Dort verstarb Hans Hartman am 05.02.1941. Als Todesursache wurde Lungenentzündung angegeben. Die Urne wurde auf Wunsch Regina Hartmanns nach Berlin überführt und am 09.03.1941 auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.
Regina Hartmann lebte da bereits in Berlin-Mitte, Holzmarkt 11. Offiziell war sie noch in Chemnitz gemeldet. Sie übernahm in Berlin ehrenamtliche Aufgaben als „Nachbarschaftshilfe“. Am 14.12.1942 wurde sie, damals 50 Jahre alt, in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 überstellt und von dort nach Riga deportiert. Seitdem gilt sie als verschollen.

Die Söhne siedelten nach Berlin um, nachdem die jüdischen Sonderklassen in Chemnitz geschlossen wurden, und setzten ihre Ausbildung an der dortigen Jüdischen Oberschule fort. Immerhin konnten die Eltern noch erreichen, dass sie1939 mit Hilfe der Kindertransporte nach England auswandern konnten. Später siedelten sie in die USA um..

Am 12. Juni 2010 wurden für das Ehepaar Hartmann Stolpersteine in der Hübschmannstraße 26 verlegt.

     

 

     

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