Stolperstein für Erich Kohnke
(geboren: 1. Dezember 1900 in Berlin, ermordet: 23. September 1943 in Auschwitz)


Erich Kohnke, Sohn eines Textilkaufmanns, studierte an den Universitäten München und Berlin zunächst Medizin und Philosophie. Später begann er in Berlin ein Musikstudium und setzte es 1922/1923 in München fort. 1924 bis 1926 besuchte er das Sternsche Konservatorium in Berlin.

Nach Beendigung seiner Ausbildungszeit heiratete er am 26. Juli 1926 in Münster die Studentin Lotte Bendix, die aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammte. Das Ehepaar zog 1926 nach Chemnitz auf den Kassberg, zunächst in die Kurfürstenstraße 2 und 1932/1933 in die Germaniastraße 4. Lotte Kohnke hatte Jura und Musik studiert, war aber in den Jahren 1929 bis 1933 in der Strumpffabrik A. & E. Kramer in Chemnitz als Auslandskorrespondentin tätig.

Seine erste Anstellung erhielt Erich Kohnke zum 16. August 1926 als Kapellmeister in Chemnitz. Seine Aufgabe am Städtischen Theater war zunächst die eines Solo-Korrepetitors. bis ihm auch die musikalische Leitung bei Aufführungen im Schauspielhaus übertragen wurde. Sein Vertrag wurde zwischen 1926 und 1933 mehrfach verlängert.
Als aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde engagierte er sich zudem als Chorleiter im 1898 gegründeten Synagogenchorverein.
Im Frühjahr 1933 verfügte die Stadtverwaltung Chemnitz die Entlassung aller in städtischen Diensten befindlichen Juden zum 5. April 1933. Von dieser Aktion waren vier am Chemnitzer Theater Beschäftigte betroffen, unter ihnen Erich Kohnke. Die Suche nach einer neuen Anstellung als Musiker in Großbritannien, blieb erfolglos. Schließlich ging die Familie Kohnke nach Holland. Zwischen 1934 und Oktober 1935 wohnte das Ehepaar in Den Haag und zog mehrere Male um.. Am 10. Oktober 1935 wurden sie in Amsterdam ansässig, verblieben aber dort nur bis 1937, als beide nach Münster zurückkehrten. Lotte Kohnke hatte dort den Nachlass ihrer 1934 verstorbenen Mutter zu regeln.

Die kinderlose Ehe war kurz zuvor, am 2. September 1938, in Münster nach 12jähriger Ehe geschieden worden. Erich Kohnke verließ einen Monat nach der Scheidung endgültig Deutschland in Richtung Niederlande. Am 3. Januar 1940 heratete er in Den Haag  die am 5. Okt. 1903 in Wesel geborenen Kaufmannstochter Helene (Leni) Leyens. Am 25. Dez. 1940 wurde die Tochter Anna Bianka (genannt Anneke) in Hilversum geboren. Ab 1942 waren die Familie wieder in Amsterdam gemeldet. 
Zum Bekanntenkreis der Kohnkes in Amsterdam zählte auch das Ehepaar Otto und Edith Frank, die Eltern von Anne Frank.

Erich Kohnke wurde mit seiner Frau Leni vom KZ Westerbork aus am 21. Sept. 1943 in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie zwei Tage später ermordet wurden. Vor ihrer Deportation gelang es den Kohnkes noch, ihre zweijährige Tochter bei einer christlichen Familie in der Nähe von Hilversum unterzubringen. Schließlich kam Anneke in ein Waisenhaus nach Amsterdam. Nach dem Krieg wurde sie dort von Otto Frank, der als einziger seiner Familie das KZ überlebt hatte, gefunden. Durch seine Hilfe kam sie 1946 zu Verwandten in die USA.

Für Erich Kohnke wurde am 18. Oktober 2011ein Stolperstein in der Rudolf-Bretscheid-Straße 4 (früher Germaniastraße) verlegt.

 

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