Die Wiesenburg
 

Gebaut wurde das Haus 1893/94. Leider weiß man nicht mehr wer der Architekt und Baumeister war, da 1945 alle Bauunterlagen verbrannt sind. Erster Besitzer war Heinrich Theodor Seifert.
Es gab einen großen Saal für 600 Personen, einen kleinen Saal für 100 Personen, zwei Vereinszimmer für 60 und 100 Personen, einige Fremdenzimmer, Stallungen für 100 Pferde, eine Asphaltkegelbahn, Zentralheizung, "Feenhafte" elektrische Beleuchtung und einen kleinen Park mit Tiergarten.
Ab 30. Juli 1898 war die Wiesenburg dann auch mit der Straßenbahn erreichbar. Die Linie F verkehrte von der Wartburgstraße bis zur Wiesenburg.

     

 
Der Altendorfer Turnverein lud regelmäßig zum Schauturnen in die Wiesenburg und diese Veranstaltungen waren so gefragt, dass die Eintrittskarten immer schon lange vorher ausverkauft waren.
1920 ist der Besitzer ein H. Götze und W. Opitz der Gastwirt. Drei Jahre später ist Opitz dann auch Besitzer der Wiesenburg. Statt Fremdenzimmer werden jetzt Wohnungen vermietet.
Am 16. September 1925 feierte der Verein der Fußartillerie von Chemnitz und Umgebung hier sein 34. Stiftungsfest mit Konzert und Ball.
     

Von 1938 bis 1942 war die Wiesenburg in Besitz der Sächsischen Sparkasse Chemnitz.
1942 wurde auf dem Gelände eine Baracke für russische Zivilarbeiter errichtet.  Eine weitere Baracke entstand an der Waldenburger Straße. Etwa 200 russische Arbeiterinnen, die im Rüstungsbau der Firma Gebrüder Langer arbeiteten, waren hier untergebracht. Ab 1943 war die Wiesenburg dann auch im Besitz der Gebrüder Langer.
 
 

Nach dem Krieg, ab März 1946, wurde die Wiesenburg  das Klubhaus der Sowjetischen Aktiengesellschaft Gerätebau (SAG). Bereits ab Mai 1946 gab es hier wieder öffentliche Tanzabende. Allerdings waren Gaststube und Vereinszimmer beschlagnahmt worden, um die 15. Bezirksstelle hier unterzubringen. Diese musste wegen des Schulbeginns aus der Schule ausziehen.
Schließlich wurde alles Eigentum der Familie Langer, inklusive Wiesenburg; in Volkseigentum überführt. Der Betrieb wurde der VEB RFT Gerätewerk und die Wiesenburg das Klubhaus.

  1948 wurde im Ballsaal ein großes Künstlerfest veranstaltet.
1952 erfolgte ein zweigeschossiger Anbau an das Saalgebäude des Klubhauses und im Keller entstand eine Kegelbahn. 1953 wurde durch Um- und Ausbau die Betriebsküche erweitert.
Am 28. April 1957 fand ein großer Tanzkapellen-Ausscheid in Vorbereitung auf die 6. Weltfestspiele statt.
     
1965 wurde das Stadtkulturhaus Klement Gottwald eröffnet. Es entstanden viele Gruppen und Zirkel für die Werktätigen, von Mal- und Keramikzirkeln über Musik- und Gesangsgruppen, bis hin zu Sport- und Artistengruppen. Auch eine umfangreiche Bibliothek entstand.
Es gab regelmäßig Tanzveranstaltungen und Jugenddiscos.
Nach der Wende wurde es in "Klub- und Speisehaus Wiesenburg" umfirmiert, doch ohne Erfolg. Ebenso erfolglos war das Bestreben eines privaten Betreibers die Gastwirtschaft aufrecht zu erhalten.
 

     

  1991 wurde das Grundstück an die Firma "Auto Rüb GmbH München" verkauft. Eine Objektanalyse von 1992 zeigte, dass das Gebäude sehr sanierungsbedürftig war, deshalb wurde fünf Jahre später der Antrag auf Abriss gestellt. Dieser wurde jedoch vom Denkmalschutz abgelehnt.
Am 7. November 2001 schlugen Flammen aus dem Dach der Wiesenburg. Die Feuerwehr brauchte einige Stunden, um den Brand uner Kontrolle zu bekommen. Später stellte man bei den Ermittlungen fest, dass es Brandstiftung war. 2006 wurde das Gebäude dann doch abgerissen und eine Autowerkstatt auf dem Grundstück gebaut.

Bildquellen: 1 -3, Sammlung
                     4, Sammlung Gaebler/Papst
                     5, 6 Fotos Petra Habelt

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