Der Bismarckturm
 

Ein bei den Chemnitzern sehr beliebtes Ausflugsziel war der Bismarckturm und die Gaststätte Bismarckschlösschen auf der Borna - Röhrsdorfer Höhe. Gewidmet war der Turm dem früheren Reichskanzler Otto von Bismarck (*1. April 1813,+ 30. Juli 1898).

     

Im Jahre 1901 wurde in Chemnitz der sogenannte "Bismarcktisch" gegründet und 1902 der Bismarckverein. Von dessen Mitgliedern wurde nun fleißig Geld gesammelt, um den Plan des Baus eines Bismarckturms realisieren zu können.  Herr Oberfinanzrat Ledig hatte dafür einen Platz auf der Borna-Röhrsdorfer Höhe unentgeldlich zur Verfügung gestellt.

 

 

 

   

 


1905 konnte dann mit dem Bau des Turmes begonnen werden. Entworfen hatte ihn der Reichenhainer Architekt Walter Müller und die Bauausführung oblag der Chemnitzer Firma Gebrüder Uhlich. Die Kosten beliefen sich auf 50.000 Mark.
Der Turm, der auf einer Anhöhe 375 m über dem Meeresspiegel stand, hatte eine Höhe von 32 m.

     
Ursprünglich war die Einweihung des Turmes auf den 1. April 1906, den Geburtstag des "Eisernen Kanzlers" festlgelegt worden, musste aber dann auf den 24. Mai verschoben werden, da das Bauwerk noch nicht "besteigbar" war.  

     

 

Der Turm war aus Harthauer Chloritschiefer und Lausitzer Granit gebaut. In 6 m Höhe lag eine erste Plattform zur Ausschau und in 20 m konnte man von 4 Konsolen aus in die herrliche Chemnitzer Umgebung schauen. Wer noch weiter hinauf wollte, konnte von der dritten Ausschau in 25 m Höhe ins Land blicken. Umgeben war der Turm von einer schönen, gärtnerisch gestalteten Anlage.

     

Leider konnte am Einweihungstag das Feuer auf der Turmspitze noch nicht lodern, da die Anlage dafür wegen fehlender finanzieller Mittel noch nicht fertig gestellt werden konnte. Ob diese Anlage später noch installiert wurde, ist mir nicht bekannt, jedenfalls kann sich niemand mehr daran erinnern, dass dort jemals ein Feuer gelodert hätte.

 

     

 

Im gleich Jahr wie der Turm, wurde auch die Gaststätte "Bismarkschlösschen" fertig gestellt. Diese erfreute sich bis zu ihrem Niedergang 1945 regen Zuspruchs durch die Chemnitzer Bevölkerung.

   

 

Die Ausflugsstätte war von der Stadt aus leicht mit der Straßenbahn und einem kurzen Spazierweg zu erreichen. Im Jahr 1910 wurden 9000 Besucher gezählt.
Mit mehreren Gast- und Gesellschaftsräumen, sowie einem großen Gartenrestaurant bot es Platz für sehr viele Besucher.
 

     

 

Doch der II. Weltkrieg machte auch diesem schönen Ausflugsziel ein jähes Ende. Von den Deutschen während des Krieges zur Luftbeobachtung genutzt, wurde es von den anrückenden amerikanischen Panzern als Zielscheibe genutzt. Der Turm bekam mehrere Treffer ab.

Über die völlige Zerstörung gibt er mehrere Versionen. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass der schon teilweise zerstörte Turm von den Deutschen gesprengt wurde, um ihn nicht als "Beobachtungsturm" den anrückenden Amerikanern zu überlassen. Das Bismarkschlösschen brannte schließlich auch fast völlig nieder. Ob nun durch den Beschuss oder durch Brandstiftung sei dahingestellt.

 

     

 

 

Nach dem Krieg war jedenfalls von Turm und Schlösschen bis auf wenige Steinbrocken nichts mehr zu sehen. An einen Wiederaufbau war vorerst nicht zu denken.
Doch findige Chemnitzer wollten das Ausflugsziel erhalten und so wurde auf dem Gelände der Auto-Union eine Baracke ab und auf der Bismarckhöhe wieder aufgebaut. Diese hieß dann schließlich Gaststätte "Waldeshöhe". Das Ausflugsziel fand zu DDR-Zeiten wieder einen regen Zuspruch.

     
Doch nach der Wende wurde das Lokal geschlossen und schließlich wegen Baufälligkeit abgerissen. Heute kann man dort  höchstens noch etwas vom ehemals lustigen Treiben erahnen, zu sehen ist von dem ehemaligen Ausflugsziel aber nichts mehr.
     

 

Bildquellen: 1 - 5, 7 - 11, Sammlung Petra Habelt
                      6, Sammlung Rico Steger
                     12, 13, Fotos Petra Habelt

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